GURKU INTERRELIGIÖSES FLÜCHTLINGSDORF Nigeria

GURKU- INTERFAITH RELOCATION CAMP IN NIGERIA

In langjähriger Kooperation mit unseren nigerianischen Partnern hat sich ein umfangreiches lokales Netzwerk entwickelt, woraus im August 2014 aufgrund einer erneuten Terrorwelle durch Boko Haram dieses S.H.A.R.E. Projekt entstanden ist – die Schaffung eines sicheren Zufluchtsorts für Binnenvertriebene zwischen dem muslimisch geprägten Norden und dem christlich geprägten Süden des Landes.

Konkret handelt es sich um die Initiierung und den Aufbau eines Flüchtlingsdorfes für sog. IDP´s (Internally Displaced Persons), die vor der grausamen Gewalt der Terror- Organisation aus ihrer Heimat, dem Norden Nigerias flüchten mussten. Die Besonderheit dieses Projekts lag bereits damals in seinem interreligiösen Charakter, da das Dorf neben Christen auch verfolgten Muslimen als Zufluchtsort offenstand. Ein Ansatz, der für Hilfsprojekte vor Ort nicht üblich ist.

Aus anfänglichen Nothilfe- Maßnahmen entwickelte sich schnell weiterer Bedarf, um den zahlreichen Verfolgten die Umsiedlung in den Süden des Landes zu ermöglichen. Angefangen hat S.H.A.R.E. dabei mit 10 Familien – heute leben dort bereits ca. 1.400 Flüchtlinge, worunter sich vor allem Witwen, Waisen und Kinder befinden, die eine grausame Flucht hinter sich haben. Dabei ist das interreligiöse, selbstverwaltete Binnenflüchtlings- Camp in der Zwischenzeit Vorbild für erfolgreiches Konfliktmanagement geworden, da die IDPs friedlich mit der Gastgemeinde und den Fulani (Hirten) zusammenleben.

Seit Beginn des Projekts wurden bereits zahlreiche Hilfsmassnahmen umgesetzt:

  • Direkte Nothilfe, 2014-heute:

    Spenden helfen beim Aufbau von einfachen Wohnhäusern und einer funktionierenden Infrastruktur. Durch den stetigen Zuwachs an Flüchtlingen ist der Bedarf vor Ort enorm hoch. Bis heute kommen fast täglich neue IDPs an, die auf der Suche nach einem sicheren Zufluchtsort sind.

  • Trauma Therapien im Flüchtlingsdorf, 2016-heute:

    Viele Binnenflüchtlinge im Dorf sind durch die furchtbaren Erlebnisse (Hinrichtungen, Vergewaltigung, Massenmorde, Verlust von Familienangehörigen und Freunden, etc.) während der Boko Haram Attacken stark traumarisiert. In speziellen Therapien werden traumatisierende Erinnerungen aufgearbeitet, die viele Bewohner, darunter v.a. die zahlreichen Kinder als Augenzeugen brutaler Gewalt belasten. In der Dorfschule passiert zudem genau das, was Islamisten in ihrer Kritik an einem westlich ausgerichteten Bildungssystem so stark beklagen: Muslimische und christliche Kinder lernen gemeinsam.

  • Mikrofinanz Projekt für Saatgut, 2018-heute:

    Darüber hinaus hat S.H.A.R.E. – gemeinsam mit dem neu gegründeten “Interfaith Camp-Comitee”, welches aus Christen und Muslimen besteht, einen speziellen Mikrokredit-Landwirtschaftsfond ins Leben gerufen, um der dort lebenden Community eine eigenständige und unabhängige Zukunft in Frieden zu ermöglichen. Angrenzende Stämme, wie z.B. die Fulani profitieren mittlerweile ebenso von dieser Infrastruktur wie die ursprüngliche Host-Community in Gurku, indem die IDP’s alle landwirtschaftlichen Erträge des Microfarming-Programms mit ihnen teilen. Dadurch profitieren alle von den Flüchtlingen, was sich als sehr friedensfördernd auswirkt. Im Januar 2021 nehmen insgesamt 277 Familien erfolgreich am revolvierenden Mikrofinanz Programm teil.

  • Aufbau einer medizinischen Grundversorgung, 2018-heute:

    Durch die gemeinsame Anstrengung verschiedener Partner gibt es im Dorf mittlerweile eine für alle zugängliche Gesundheitsstation. Die Menschen auf der Flucht vor Boko Haram haben keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung. Malaria, Durchfall und Atemwegsinfektionen sind weit verbreitet und führen oft zum Tod. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte für die ausgestattete Miniklinik im Camp können die Binnenflüchtlinge in Zukunft zumindest eine medizinische Basisversorgung bekommen.

Langfristig geht es uns darum, die Eigenverantwortung und nachhaltige Befähigung der IDPs zur Selbsthilfe zu stärken, die lokale Verankerung des Projekts zu fördern und ein einheimisches Management im Camp zu verankern.

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